Mit großer Trauer und innerer Anteilnahme nimmt die Dr.-Engel-Realschule
Abschied von ihrem langjährigen Schulleiter Rainer Weiler.
23 Jahre lang hat er die Dr.-Engel-Realschule geleitet, den Geist der
Schule geprägt. Er hat sie souverän geführt, mit Menschlichkeit und
klarer Vorstellung von Erziehung, Bildung und schulischen Leben. Seit
1956 war er an der Schule als Lehrer tätig. Generationen von Schülern hat
er in Englisch, Geschichte, Gemeinschaftskunde und Deutsch unterrichtet.
Die Erziehung zu Toleranz, zu bürgerlichem Engagement und einem guten
sozialen Verhalten war ihm sehr wichtig. Bei vielen Jugendlichen hat er
im Schullandheim in Südtirol die Liebe zur Bergwelt geweckt. Er hat
seinen Schülern eine fundierte und gute Fachlichkeit vermittelt.
Viele seiner ehemaligen Schüler sind heute in leitenden Stellungen in
Verwaltungen, Industriebetrieben und anderen Einrichtungen. Er sprach oft
voll Stolz von ihnen.
Als Erzieher hat er vielen seiner Schülerinnern und Schülern den Weg ins
Leben geöffnet. Erst kürzlich sagte bei gegebenem Anlass ein ehemaliger
Schüler und Eislinger Persönlichkeit: „Rainer hat mich ganz bewusst zu
einem Beruf geführt, in dem ich meine Erfüllung gefunden habe. Hierfür
bin ich ihm sehr, sehr dankbar“. Kann es eine schönere Anerkennung von
einem ehemaliger Schüler geben?
Bei Problemen und Schwierigkeiten mit Schülern war bei Entscheidungen
immer das Kind, die jeweilige Familie der Mittelpunkt. Er stand dabei oft
weit über den Paragraphen des Schulgesetzes. Sein Handeln war vielmehr
geprägt von seiner Lebenserfahrung, seiner menschlichen Einstellung, die
zahlreichen Schülern in einer schwierigen Lage eine Perspektive
eröffnete. Die Eltern dankten es ihm.
Nicht nur für Schüler und Eltern, auch für uns Kollegen stand seine Tür
zum Rektorat immer offen – schon sichtbar an der baulichen Nähe von
Lehrerzimmer und Rektorat, die er sich gewünscht hatte.
Er war stets zum Gespräch bereit. Neben schulischen Fragen half er auch
bei persönlichen Anliegen in manch tiefgehendem Gespräch weiter. In
Diskussionen über Erziehung, Religion, Politik, Bildung und Gesellschaft
zeigten sich sein tolerantes und liberales Gedankengut und seine Achtung
vor den Mitmenschen. Er hatte stets seine differenzierte und persönliche
Sichtweise. Das haben wir an ihm geschätzt.
Geselligkeit war für Rainer kein Fremdwort. Er liebte es, in kollegialer
Runde Witze zu erzählen - mit Scharm, knitzen Augen und hintersinniger
Pointe. Sein dichterisches Talent erfreute mit humorvollen Reimen bei
verschiedenen privaten Anlässen das Kollegium. Und ganz der Musiker
setzte er sich bei einer Reise der Schule nach England in einem Pub
spontan ans Klavier und spielte schwungvoll auf. Wir haben es genossen.
Er lies uns Kollegen mit Ruhe und Gelassenheit einen großen pädagogischen
Freiraum und unterstützte neue Ideen. Bei kollegialem Leitungsstil
forderte und gewährte er Eigenverantwortung.
Für die Kollegen war er nicht nur der Vorgesetzte, vielmehr ein Freund –
für die Jüngeren ein väterlicher Freund. Ein gutes kollegiales Verhältnis
untereinander war ihm eine Herzensangelegenheit. Die gute
Arbeitsatmosphäre spürten auch Schüler und Eltern in einem guten
Schulklima.
Zwangsläufig gab es im Kollegium kaum einen Wechsel. Wir alle waren
aufrichtig froh, an "seiner" Schule unterrichten zu können. Mancher sagte
mit Sympathie und Respekt einfach „Chef“ zu ihm. Als Freigeist dem
Schulamt gegenüber hat er manch weniger durchdachte Neuerung dosiert
umgesetzt. Die Kolleginnen und Kollegen freuten sich, dass er und Esther
auch seit seinem Ruhestand 1993 zu geselligen Treffen kamen und großes
Interesse am schulischen Leben zeigten.
Als geschäftsführender Schulleiter hat er viele Jahre lang die Interessen
der Eislinger Schulen vertreten. Dabei war ihm das gute Miteinander der
Schulen zum Wohle der Kinder und Jugendlichen unserer Stadt ein
besonderes Anliegen. Sein gutes Verhältnis zum Gemeindrat und seine guten
Kontakte zur Stadtverwaltung waren für die Schulen sehr hilfreich. Er hat
auch ein solides Fundament für das gute Verhältnis der Schulleitungen
gelegt, was heute noch bestand hat.
Wenn wir an Rainer Weiler denken, denken wir nicht nur an den Lehrer und
Schulleiter, wir denken an ihn vor allem als Menschen und Persönlichkeit
mit umfassender Bildung, die eng verwurzelt war mit seinem Glauben, mit
seinem geschichtlichen Bewusstsein, mit seinen Erlebnissen und
Erfahrungen beim CVJM. Seine Persönlichkeit, seine geistige Haltung und
seine Menschlichkeit haben unsere Schule geprägt. Sie sind noch heute in
der Schule zu spüren. Er aber wird uns fehlen.
Liebe Esther,
wir wissen, dass der heutige Abschied von deinem geliebten Rainer dich
sehr schmerzt. Im Namen der Dr.-Engel-Realschule und der Eislinger
Schulen möchte ich dir, deinen Kindern und allen Angehörigen unsere
aufrichtige Anteilnahme und unser Mitgefühl aussprechen. Als Zeichen der
Anerkennung seines Wirkens und Schaffens gelten die Kränze des
Regierungspräsidiums Stuttgart, der Eislinger Schulen sowie unserer
Schule.
Wir danken Rainer Weiler für viele gute Jahre an der Schule. Wir werden
ihn in der Dr.-Engel-Realschule nicht vergessen. Er möge in Frieden
ruhen.
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Nachrufe in der
Eislinger Zeitung
vom 16.05.2009




Nachruf in der EZ
vom 20.05.2009

Nachruf in der EZ
vom 30.05.2009

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