Im Rahmen des
katholischen und evangelischen Religionsunterrichts haben die
Religionslehrer Ingrid Held und Dr. Josef Önder einen
konfessionell-kooperativen Projektunterricht in der Klassenstufe sechs
durchgeführt.
Die Taufe, das Bekenntnis zu Jesus Christus, gliedert alle Gläubigen ein
in dessen eine Kirche. Aus vielerlei Gründen existiert diese in einer
Vielzahl von Konfessionen. Der Religionsunterricht in Schulen der
Bundesrepublik Deutschland wird konfessionell erteilt. Sein Ziel ist
nicht nur das Bescheidwissen über Religion und Kirchen im Allgemeinen,
sondern die Verwurzelung im konfessionellen Christentum, das seine
Lebendigkeit im Alltag erweist. Die Konfessionalität des
Religionsunterrichts bedeutet nicht Festlegung auf Ignoranz, sondern im
Gegenteil Verpflichtung zum Mit- und Füreinander der Christen. Aus dieser
Einsicht heraus haben die christlichen Kirchen in Baden-Württemberg im
Bildungsplan die Möglichkeit des konfessionell-kooperativen
Religionsunterrichtes geschaffen. Auf dieser Rechtsgrundlage haben die
beiden Religionslehrer ihr Projekt konzipiert und durchgeführt.
Der Unterricht gliederte sich in Veranstaltungen im Plenum und in Arbeit
in den konfessionellen Gruppen. In einem ersten Schritt wurde das Wissen
der Schüler um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden großen
christlichen Konfessionen aktiviert. Ihm folgte die Unterscheidung von
Religion und Konfession. In einem dritten Schritt erarbeiteten die
Schüler in Gruppen die Eigenart der spezifisch katholischen bzw.
evangelischen Feste im sonst gemeinsamen christlichen Kirchenjahr:
Fronleichnam, Allerheiligen und Marienfeste einerseits und
Reformationstag, Martin Luther und Buß- und Bettag andererseits. Auf
katholischer Seite wurde die Beschäftigung mit den genannten Festen
intensiviert durch den Besuch des Salacher Pfarrers Robert Lukaschek.
Anschließend referierten die Gruppen im Plenum über die Feste ihrer
Konfession.
Nachdem die Schüler vieles von einander über die katholische und
evangelische Konfession gelernt hatten, richteten sie ihren Blick auf die
orthodoxen Kirchen, die in der heutigen Schulwirklichkeit ja auch präsent
sind. Sie lernten zunächst die Vielzahl orthodoxer Kirchen und die
dogmatischen Gründe für deren Entstehung kennen und dann deren
konfessionellen Eigenarten im Bereich der Liturgie, der Spiritualität und
des Brauchtums.
Weil es im Religionsunterricht nie nur um Wissensvermittlung, sondern
immer auch um Einübung in den Vollzug des Glaubens geht, wurden die
Religionsstunden jeweils mit Gebeten und Liedern und in der Weise der
katholischen oder evangelischen Konfession eröffnet und beschlossen. Den
evangelischen Schülern imponierte dabei unter anderem auch, dass die
katholischen Schüler das Vater unser in Aramäisch, der Muttersprache
Jesu, vortrugen.
Abschluss des Projektes war der Besuch der evangelischen Lutherkirche und
der katholischen Liebfrauenkirche in Eislingen.
Die Evaluation ergab: die Thematik und die Art und Weise ihrer
Durchführung fand bei den Schülern großen Anklang. Begrüßt wurde auch das
Lernen mit- und voneinander und das gemeinsame Erleben der
konfessionellen Kirchenräume. Die Frage, ob sie auch für ihre jüngeren
Geschwister einen solchen Unterricht befürworteten, fand ein positives
Echo.
Dieser konfessionell-kooperative Religionsunterricht ist Beispiel für
das, was heute in gelebter Ökumene möglich und wünschenswert ist. In der
religiös pluralistischen Gesellschaft Deutschlands ist es sehr wichtig:
statt in Distanz zu verharren, aufeinander zu hören, von einander zu
lernen. So blicken sowohl die beiden Religionslehrer als auch ihre
Schüler in Hoffnung in die Zukunft!
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