Bereits zum zweiten Mal nach 2011 war die Zeitzeugin Rachel Dror zu Gast
in der Dr.-Engel-Realschule in Eislingen.
Auf Einladung der Religionslehrerin Ingrid Held referierte die
92-jährige Rachel Dror vor den Neunt- und Zehntklässlern in sehr
lebendiger und packender Weise von ihrem Leben in der düstersten Epoche
deutscher Zeitgeschichte. Es gelang ihr dabei mühelos die Aufmerksamkeit
der Jugendlichen zu erregen.
Nach ihrem Vortrag nahmen noch einige Schüler unterschiedlicher
Religionen die Gelegenheit wahr, persönlich mit ihr zu reden. Dabei war
ihr Vortrag noch nicht einmal getragen von einer Schuldzuweisung,
sondern sie erzählte wie es ihr und ihren Angehörigen in der Zeit bis
1933 sogar noch relativ gut ging, obwohl schon viele etwas Dunkles ahnen
konnten, dies aber eigentlich nicht wahrhaben wollten. Dies änderte sich
dann im Jahre 1933 von einem Tag auf den anderen, wie sie sagte, und es
kamen die Zeiten totaler Ausgrenzung und Drangsalierung. Obwohl ihre
nächsten Verwandten als deutsche Mitbürger im ersten Weltkrieg für das
Deutsche Reich kämpften, wurden sie nun als Untermenschen behandelt.
Viele ihrer Verwandten und Bekannten wurden ermordet. Sie selbst konnte
als noch junges Mädchen dank dem Einsatz von hilfsbereiten Leuten über
Triest nach Palästina fliehen.
Außergewöhnlich an ihrem Vortrag war, dass sie nicht nur aus der Sicht
der Opfer sprach, wobei sie erwähnte, dass hinter jedem einzelnen Opfer
ein persönliches Schicksal steckte; allerdings seien auch die Täter zum
Teil ein Opfer ihrer Zeit und ihres persönlichen Erlebens.
Es ist bemerkenswert, mit welcher Energie Frau Dror ihre Vorträge noch
zu bewältigen versteht und wie ihre tiefe Menschlichkeit und Hingabe
ihre Zuhörer heute noch in Bann ziehen können.
Der Dr.-Engel-Realschule kann man zu dieser gelungenen Veranstaltung
gratulieren.
Bericht: Joachim Römer
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